Musikszene Krefeld
in den Siebzigern
Die Siebziger Jahre
Die Beat-Zeit war für viele junge Leute der Antrieb, selbst ein Instrument zu erlernen und eine Band zu gründen. Gab es in der Zeit zwischen 1960 und 1969 rd. 60 Bands mit unterschiedlicher Bestandsdauer und Qualität in Krefeld, so können die vier Auto-ren, in ihrer Dokumentation über die 70er Jahre über 100 Bands und Solokünstler aufzählen (siehe Übersicht Amateur- und Profi-Bands in Krefeld).
Beeinflusst durch die Entwicklung der Rock- und Pop-Musik auf den britischen Inseln und den USA war auch in Krefeld bereits in den Endsechzigern ein musikalischer Wandel spürbar. Viele Bands wollten nicht mehr nur noch Stücke "covern" und zum Tanztee aufspielen. Neben den routinierten Tanz- und Unterhaltungsbands, die ihren Job zum Teil auch professionell weitermachten, entwickelte sich eine neue musikalische Szene mit Gruppen, die mit Klängen experimentierten, Wert auf lange Soli und Improvisationen legten, sich dem Blues, dem Hard-Rock oder gar dem Jazz-Rock zuwandten. Andere setzten sich daran, neue musikalische Ausdruckformen zu finden oder mit ihren Texten sozialkritische Anstöße zu geben. Über zunächst nachgespiel-te Stücke versuchten sich verschiedene Bands bald an eigenem Songmaterial und Kompositionen, einige mit beachtlichem Erfolg.
Ziel des Folgebuches, das die Krefelder Musikszene der 70er Jahre beleuchtet, ist nicht nur ein Band-Lexikon über die Krefelder Amateur- und Profi-Bands dieser Zeit. Vielmehr zeigen die Autoren darin auch die Festival-Kulturin Wort und Bild auf, die sich zu Beginn der 70er Jahre auch in Krefeld entwickelte. So waren die Niederrheinhalle und die Rheinlandhalle Schauplätze zahlreicher spektakulärer Pop- und Rock-Festivals. In der zweiten Hälftes der 70er Jahre bekannte sich auch das städtische Kulturamt zur modernen Musik und veranstaltete unter dem Titel "Spectrum" einige vielbeachtete Veranstaltungen mit nationalen und internationalen Größen aus dem Pop-, Rock-, und Jazz-Bereich, nicht nur in der Niederrheinhalle, sogar in Krefelds "guter Stube", dem Seidenweberhaus. Der Zusammenarbeit mit der Krefelder Musikerinitiative (KMI) war es zu verdanken, dass bei diesen Veranstaltungen auch Krefelder Bands und Künstler Beachtung fanden.
Die Entwicklung der Krefelder Musikerinitiative, die Mitte der 70er Jahre aus der Unzufriedenheit über mangelnde Unterstützung seitens des städtischen Kulturamtes geboren wurde, aber bald in eine fruchtbaren Zusammenarbeit mit der Stadt Krefeld mündete, ist ein weiteres besonderes Kapitel dieser Dokumentation; ebenfalls die "Gruppe Neue Musik Krefeld", die auf Initiative der Krefelder Musikkritikerin Dita von Szadkowski ins Leben gerufen wurde und die beiden Bereiche E-Musik und U-Musik in Form von Konzertveranstaltungen (Rock-Jazz kombiniert mit den Niederrheinischen Sinfonikern) miteinander verband.
Nicht zu vergessen sind die kleinen und großen Auftrittsorte und Szenekneipen aus dieser Zeit, wie beispielsweise die Shed-Halle der damaligen Fachhochschule Niederhein, das Meschugge, die Badewanne, der Club 100, die Funzel oder das Haus Blumenthal, wo sich nicht nur die alternative Musikszene abspielte, sondern auch studentisches Leben in Krefeld spürbar war.
Jazz-Rock-Band Synthese im Jahr 1974
Stand: Oktober 2010